Das Konzept "Kunst ist für alle da" will Kunst und Künstler an anderen Orten als den etablierten präsentieren, um die Berührungsängste des Publikums abzubauen. Denn die thematischen Ausstellungen geben den beteiligten lokalen und überregionalen Künstlern nur das Thema für deren Arbeit vor, das einmalige Umfeld entsteht von selbst. Und der Anschein einer reinen Kunstausstellung trügt: für 24 Stunden wird auch vorgelesen, vorgetanzt, vorgespielt und (Film) vorgeführt.
Nachfolgend die Chronologie der Ausstellungen - mit Links zu den "historischen" Websites.
Text 1993-2010: (hep)
Mehr als 70 Künstlerinnen und Künstler zeigten für 24 Stunden ihre Werke auf dem Gelände des MONOPOL Leipzig in der Haferkornstraße in Eutritzsch. Die Freifläche und zwei Fabrikations- und Verwaltungsgebäude auf dem Gelände der früheren Branntweinmonopolverwaltung boten in Keller, Erdgeschoss und 1. OG in Hallen und Fluren Platz für Installationen, Gemälde, Skulpturen, Fotografien und vieles mehr.
2014 fand die 24-Stunden-Ausstellung erstmals im Leipziger Osten statt. Über 50 Teilnehmer folgten dem Ruf, und so wurde in der Hermann-Liebmann-Straße 88 von "optimalen Schnittchen" im Erdgeschoss bis zur "Schnittmenge" im 4. OG eine beeindruckende Vielfalt von Installationen, Grafiken, Gemälden, Fotografien und Skultpturen gezeigt.
"Ich hab mir ein Duchamp gebastelt“" -– Original und Kopie, Realität und Abbild, Verfremdung, Verdopplung –... die Grenzen wurden fließend bei dieser fünfzehnten Ausgabe. Wieder war ein unsaniertes Haus 24 Stunden lang Spielort für die Kunst, diesmal in der Georg-Schwarz-Straße 10 in Lindenau. Auf drei Etagen und im Hof setzten sich 79 Künstler mit den verschiedenen Dimensionen von Re-Produktionen auseinander.
Mehr als 60 Künstler haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und stellten ihre "Habseligkeiten" in Kisten, Koffern und Kartons aus. Sie nutzten ein leerstehendes Wohnhaus, eine An- und Verkaufshalle, angrenzende Grundstücke sowie die Nachbarschaftsgärten in der Josephstraße, um dort Installationen, Maschinenkunst, Aktionskunst, Malerei, Graphik und Photographie zu präsentieren. Hinzu kamen Lesungen und Musik.
Die Dreizehnte sprengte alles bis dahin im Rahmen der 24-Stunden-Ausstellungen Gewagte. Zunächst war geplant, nur einen kleinen Teil des ehemaligen Industriearmaturenwerks (VEB IAL) zu bespielen. Am Ende dürften es annähernd 11.000 qm gewesen sein, die sich mehr als 100 Künstler unter Anstrengungen angeeignet hatten. „Kunst ist kein Spaß“ lautete der Ausstellungstitel. Wie wahr! Oder nicht? Die Besucher hatten eine Menge Spaß, auf den Schaukeln in der großen Halle wie in den Installationen, die den vor langer Zeit verlassenen Büros neues Leben einhauchten. Ob es Besucher gab, die alles gesehen haben, von William Peter Holdens Regenschirmreigen „autogene“, eine Hommage an Busby Berkeley, bis zu den schwarzen Gemälden in einem lichtlosen Maschinenraum im hintersten Südwest-Winkel über dem Karl-Heine-Kanal, darf bezweifelt werden. Solch ein Fleiß wäre ohnehin bloß missverstandene Kunst!
Nach zwei Jahren Pause fand „Phantome“ 2006 mit Bravour dorthin zurück, wo man in den 90er Jahren begonnen hatte. Ein ganzes, baufälliges, beseeltes Haus wurde bespielt, das heutige Noch Besser Leben in der Merseburger Straße, vom Klo bis zum Dachboden. Konzerte, Kino, Kunst, ... : Das Chaos kann tanzende Sterne gebären, durchaus.
Die Elfte war anders. Konventioneller als üblich. Sie fand in einer großen Halle der ehemaligen Konsumzentrale statt und hatte eine Kuratorin. Das Spontane geriet zugunsten des Geordneten etwas in den Hintergrund. Doch nicht zuletzt die Nähe zum dritten Irakkrieg verlieh „MenschMaschineMensch“ eine unheimliche Intensität.
Die einzige 24-Stunden-Ausstellung von 00:00 bis 24:00 Uhr, die 25 Stunden dauerte:
Die Geister der ehemaligen Comenius-Bibliothek in der Schenkendorfstraße erlebten am 27. Oktober 2002 ihr blaues Wunder. Für einen einzigen langen Tag erwachten die verlassenen Räume aus ihrem Dornröschenschlaf und beherbergten eine Menge augenzwinkernder Blicke auf die Zeit. Vieles nahm die Vergänglichkeit der Dinge und des Lebens aufs Korn, so manches war auch einfach nur "zeitlos"... schön.
Im breiten Fahrwasser zwischen Banalität und Grandezza war das Spektakel am 25. Mai 2002 am Karl-Heine-Kanal auf einem ehemaligen Gewerbehof des für Plagwitz so bedeutsamen Unternehmers Karl Heine zu bestaunen.
Mit ihrer achten 24-Stunden-Ausstellung am 10. November 2001 war die GalerieRieRiemann auf Einladung der euro-scene im Leipziger Schauspielhaus zu Gast. Das Thema "body/check" inspirierte fast 100 ausstellende Künstler und zog weit mehr als 2000 Besucher an. Aber auch das benachbarte Datenverarbeitungszentrum wurde auf vier Etagen kulturell zweckentfremdet.
Kein Buch mit sieben Siegeln und besser als die sieben Weltwunder: Im Sommer 2001 gab es mit "Sieben" in der Hans-Poechestraße die vorerst letzte künstlerische Hausbesetzung.
Der Erfolg von "Gefährliche Liebschaften" wurde mit der sechsten 24-Stunden-Ausstellung "Spione-Spione" im November 2000 am Körnerplatz noch übertroffen. Die Möglichkeit, neue Räume für die Kunst zu erobern, begeistert die Künstler und bietet dem Publikum einen zwanglosen und spannenden Zugang zu aktueller Kunst.
Die fünfte 24-Stunden-Ausstellung "Luna-Luna" fand auf dem Gelände der ehemaligen Leipziger Baumwoll-Spinnerei statt. Sowohl die Beteiligung als auch die Resonanz waren überdurchschnittlich gut.
Gefährliche Liebschaften (1997)
Die letzte 24-Stunden-Ausstellung in der namensgebenden Riemannstraße.
Nach der Ausstellung "Gefährliche Liebschaften" 1997 gingen die Ausstellungsmacher mit ihren nächsten Projekten auf die Suche nach noch unbekannten Orten in Leipzig. Damit etablierte sich diese regelmäßige Unregelmäßigkeit als Geheimtipp in der Leipziger Kultur-Szene.
Oktoberrevolution (1996)
Warten auf Cousteau (1996)
Gefährliche Habenichtse (1993)
Die erste 24-Stunden-Ausstellung fand 1993 unter dem programmatischen Titel "Gefährliche Habenichtse" in einer Künstler-WG statt. Damals zeigten die Leipziger Künstler Thomas Matthäus Müller, Andreas Tauber und Harald Alff ihre Werke 24 Stunden lang in einem für den Abbruch vorgesehenen Haus. Für drei Ausstellungen blieb die WG in der Riemannstraße Ort und daher auch Namensgeber der Idealisten-Galeristen.