Idee

Die 24-Stunden-Ausstellungen

24-Stunden-Ausstellungen entstehen nicht am Reißbrett auf halben Weg zwischen Direktion und Marketingabteilung. Sie machen sich weit größere dynamische Prozesse zu Nutze, sie moderieren das Potential einer kreativen Masse, anstatt auf den Genius einzelner Bevollmächtigter zu setzen. Zufälle kuratieren ebenso mit wie die Einfälle aller Beteiligten. Die Macher der Schau bleiben im Hintergrund. Richtungen geben sie nur zaghaft vor, in erster Linie organisieren und schaffen sie Freiräume.

Am Anfang steht oft ein Eindruck, ein Erlebnis, ein Gefühl. Zur Ausstellungsidee muss dann ein passender Ort gefunden werden. Anschließend werden Künstler zu Ortserkundungen und Frühstücken eingeladen, wobei "Künstler" bewusst weit gefasst wird, einen Akademieabschluss muss niemand vorweisen. Nach und nach nimmt die Ausstellung Konturen an. Work in progress bis zur letzten Sekunde (und mitunter darüber hinaus).

Die erste 24-Stunden-Ausstellung veranstalteten die Künstler Thomas Matthäus Müller, Andreas Tauber und Harald Alff 1993. Die Bewohner einer WG in der Leipziger Riemannstraße 44 griffen die Idee auf und führen sie als ortlose und nichtkommerzielle GalerieRieRiemann bis heute in wechselnder Besetzung weiter. Das Konzept "Kunst ist für alle da" will Kunst und Künstler an anderen Orten als den etablierten präsentieren und nicht zuletzt Berührungsängste abbauen.

Text: Hendrik Pupat (leicht gekürzt von hier übernommen)