Deutschlandradio, Neonlicht, 13.5.2006:


Beitrag:  24-Stunden-Ausstellung PHANTOME
Autor: Annegret Faber
Länge: ca. 03:45 min


Anmoderation:

"Leipzig hat als kreative Stadt schon oft Schlagzeilen gemacht. Die Hochschule für Grafik und Buchkunst zum Beispiel, hat Künstler hervor gebracht, die heute hoch gehandelt werden.

Wir werden ihn jetzt ein Kunstprojekt vorstellen, das auch aus Leipzig kommt, aber nur einmal jährliche statt findet. Die 24-Stunden-Ausstellung, organisiert von der GalerieRieRiemann. Heute Nacht wurde die Ausstellung eröffnet, bis Mitternacht kann man sie besuchen. Danach ist der ganze Spuk vorbei. Das Thema in diesem Jahr: „Phantome“. Annegret Faber war da und hat mit den Künstlern gesprochen"


Beginn

Eröffnung, Geräusche, Musik

Genau um 00:00 Uhr hat die 24-Stunden-Ausstellung eröffnet. In diesem Jahr ist sie in Leipzig-Plagwitz. Gleich um die Ecke vom Spinnereigelände, wo die großen Leipziger Galerien ihre Kunst zeigen.

Die 24-Stunden-Ausstellung ist jedoch in einem unbewohnten, 100 Jahre alten Haus zu finden. Für einen Tag wird es mit Leben gefüllt, erstmals wieder, nach beinahe 10 Jahren. Schon eine Stunde vor Mitternacht kamen die ersten Gäste. Zur Eröffnung war das Haus bereits voller Besucher.

O-Ton Willen van den Hag

Ich finde es ganz toll, das man so ein Haus so umfunktioniert.
ich habe gesehen, wie sich das Haus im laufe des Tages total verändert hat, es ist warm geworden, es ist Licht geworden, überall sind Sachen zu sehen,

Willen van den Hag beteiligt sich das erste Mal, an dieser ungewöhnlichen Kunstaktion

On Ton Willen van den Hag

ich habe "Schrei der Verdammten" aufgehängt und "Man pissing against the Wall".

ca. 50 Künstlern zeigen ihre Objekte auf 4 Etagen. Alle Arbeiten haben ein Thema und werden in der Regel eigens für die 24-Stunden-Ausstellung erarbeitet. „Phantome“ ist das Thema in diesem Jahr.

O-Ton Holosweet

Wir sind Holosweet - und wir machen: "wem gehört das Herz von Karin S."

das geht hier los. man wird dann aufgefordert in den hinteren Bereich zu gehen, ja eine Entscheidung zu treffen. Es geht um Identitäten und Standardisierung, um Wahrnehmung, wie man sein Gegenüber einschätzt und ihm begegnet.

Alle Kunstrichtungen sind vertreten. Malerei, Fotografie, Aktionskunst, Medienkunst, Skulpturen

O-Töne

-es ist toll, es sind sehr viele Künstler und es ist sehr entspannt. Hier sind ganz viele Leute die ganz viele unterschiedliche Sachen mit dem gleichen Thema machen.

- hab die letzten Jahre schon mit gemacht und ist eine schöne Idee. Irgendwie bewirkt es auch eine ganz besondere Energie, hier mit zu machen.

Alexander Jakob Friebel hat einen Raum abgesenkt. 70 Zentimeter hat er noch Höhe. Um ihn zu betreten muss man liegend auf einem Wagen hinein rollen. In dem Raum sind Videos zu sehen

O-Ton Alexander Jakob Friebel

Eines ist eine Hymne auf Marlenen Dietrich, eins ist eine Grabesrede, eine Totenrede und eines ist ein Gedicht auf einen verstorbenen Freund.

Mittlerweile gab es zwölf 24-Stunden Ausstellungen an ganz verschiedenen Orten:
In Abrisshäusern, Fabrikhallen, einer Bibliothek oder auch im Leipziger Schauspielhaus.

Der hohen Immobileinlehrstand macht es möglich. Leipzig gehört zu den so genannten schrumpfenden Städten. Die Zahl der Leipziger ist seit Beginn der 90er stark zurück gegangen. nur durch die Eingemeindung angrenzender Ortschaften schafft es die Stadt nicht zu weit unter die 500 000 Einwohner Grenze zu rutschen. 15% der Wohnungen stehen leer. Häuser werden abgerissen. Die Stadt wird zurück gebaut, heißt es im Fachjargon. Kreative Köpfe machen sich diese Situation zu nutze. Tilo Egenberger gehört zu denen. Anfang der 90er kam er von Augsburg nach Leipzig. Heute organisiert er die 24-Stunden-Ausstellung.

O-Ton

Die erste Ausstellung war 1993. Damals waren die Künstler Thomas Matthäus Müller, Harald Alff und  Andreas Tauber - und die hatten Taubenzecken und mussten da raus und weil die Zeit so knapp war, haben sie eine 24-Stunden Ausstellung gemacht

Viele Galerien sind nach 1989 in Leipzig entstanden. Die 24-Stunden-Ausstellung unterscheidet sich dadurch, dass sie immer an anderen, sehr ungewöhnlichen Orten zu sehen ist. Sie will aus den etablierten Räumen ausbrechen, um Berührungsängste des Publikums abzubauen, so der Veranstalter. Und sie wolle vor allem eins: den Künstlern, den Besuchern und den Machern Freude bereiten.

O-Ton Jim Whiting:

Warum mache ich mit? Weil ich finde, es eine super tolle Idee, weil, es ist ganz pur in dem Sinn, man macht's weil man Spaß dran hat, man macht es nicht um der Beste zu sein oder so ...

O-Töne:

... das ist jetzt wirklich für 24 Stunden, das kommt nie wieder, dass ist so ... - aufregend ...

... es ist eine wilde Nacht und ein wilder Tag und viel auf einmal ...

... und sehr viel Spaß, also, das ist eine offene Atmosphäre, kreativ ohne Ende und das macht sehr viel Spaß ...

Atmo


Abmoderation:

Die 24–Stunden–Ausstellung wird noch bis 00:00 Uhr geöffnet haben. Sie ist in diesem Jahr in Leipzig/Plagwitz, Karl Heine, Ecke Merseburger Straße.