Katalog

Anna Rowedder

Vigilia

Installation

Im Anfang war das Wort

Sprache hat einen verblüffenden Einfluss auf das Denken: Andere können uns durch Wörter subtil manipulieren, und unsere Muttersprache beeinflusst sogar, wie wir die Welt sehen.
Sie beeinflussen tagtäglich, wie wir denken und handeln, was wir wahrnehmen und woran wir uns erinnern. Darin sind sich Sprachforscher einig. Doch zugleich tobt unter ihnen seit Jahrzehnten ein erbitterter Streit.

Die einen sind überzeugt, dass unsere Sprache unser Denken bestimmt – und dass Menschen deshalb sogar in unterschiedlichen Sprachen unterschiedlich denken. Die anderen dagegen glauben, dass das Denken von der Sprache weitgehend unabhängig ist – und dass allen Menschen ohnehin dieselben Grundregeln der Sprache angeboren sind.

Die Diskussion ist weit über die Grenzen der Linguistik hinaus von Bedeutung. Denn sie rührt an grundlegende Fragen nach dem Wesen des Menschen und seiner Wahrnehmung.
Viele Wissenschaftler sind desweiteren überzeugt, dass Worte uns grundsätzlich beim Denken helfen. Zwar ist die Sprache keine Voraussetzung für das Denken – auch Babys können denken, bevor sie sprechen –, doch erst sie ermöglicht komplexe Gedankengänge. »Sie erlaubt uns, Ideen unendlich neu zu kombinieren und daraus neue Ideen zu kreieren«, sagt Lera Boroditsky. So können wir sogar über Dinge sprechen, die es gar nicht gibt.
(Auszüge aus „Die Macht der Worte“ von Stefanie Schramm und Claudia Wüstenhagen)

Zur Installation:
Als Fotogramme gezeigte Worte der (emotionalen) Erinnerung, der Geschichte und des aktuellen Zeitbezugs. Als Grundgedanke ein russisches Sprichwort - frei übersetzt: „Das gesprochene Wort ist kein Spatz. Einmal ausgesprochen, läßt es sich nicht mehr einfangen.“ Fragmente von Martin Luther Kings „I Have a Dream“ über Neil Armstrongs „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit“ bis hin zu Angela Merkels aktuellem „Wir schaffen das!“.
Worte können motivieren... aber auch zerstören.
Eine echte super!Macht.